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Glow in the dark.

„Arachnocampa luminosa“ ist kein Zauberspruch, mit dem britische Teenie-Magier ein Spinnenfeld zum Leuchten bringen, sondern der klangvolle Name einer kleinen, eher hässlichen Maden-Art, besser bekannt als „New Zealand Glowworm“. Ihr eher unvorteilhaftes Äußeres übertünchen die Tierchen mit einem tatsächlich magisch wirkenden Leuchten.

Heimisch ist diese besondere Glühwürmchensorte rund um ein Höhlensystem nahe Waitomo, im Osten der Nordinsel. Und zwar nur da – was die Kiwis auf den naheliegenden Gedanken brachte, das Ganze touristisch zu erschließen.

Verschiedene „Experiences“ bringen den geneigten Reisenden die Leuchtmaden näher. Wir entscheiden uns für einen unterirdischen Bootstrip durch eine Bruthöhle, die von tausenden Würmchen in sanftes blaues Licht getaucht wird (Fotos und Reden verboten), sowie einen 1,5-stündigen Cavewalk, bei dem wir die Tierchen in ihrem tropfsteinigen Zuhause antreffen.

Der Abstieg beginnt über einen Turm, an dessen Rande sich eine Rampe in die Tiefe windet. Unten angekommen ein einzelner Block Kalkstein, auf den Wasser tropft. Die allgegenwärtige, Māori-spirituelle Balance verlangt eine kurze rituelle Waschung, um alles hinter sich zu lassen, was man an schlechter Energie von außen mit hinein bringen könnte.

Der hinterhältige Trick der Made wird schnell deutlich: von der Höhlendecke lässt sie einen hauchfeinen, klebrigen Faden herab und fängt anschließend an zu leuchten. Unschuldige winzige Mücken, die mit dem Fluss in die Höhle gespült werden, halten das Glimmen für rettendes Tageslicht, fliegen mit letzter Kraft hinauf – und verenden im Klebefaden. Von dort kann die Made ihre Beute in aller Ruhe mit einem Eiweiß-Löser einspeicheln, in einen Smoothie verwandeln und locker durch den Schlund schlürfen.

Zwischen den Fingerschatten der Führerin – eine Made.

Abgesehen vom irrlichternden Glühen hat der Kalkstein selbstverständlich jede Menge Stalagmiten und -titen zu bieten. Die seltensten Formationen sind „Schleier“ oder „Veils“, wo das Wasser in jahrhundertelanger Arbeit Wellen im Stein hat entstehen lassen.

Immer tiefer hinein in die Höhle führt der Weg; bis tatsächlich auch die Ursprünge des Kalksteingebirges, ein urzeitlicher Ozean, in Form von versteinerten Meeresbewohnern sichtbar werden.

Abgesehen von diesen ganzen wohlportionierten Touristenerlebnissen allerdings wird vor allem unsere Landlady im B&B in Waitomo in Erinnerung bleiben: Auf ihren Tipp hin sind wir am Abend zuvor bei völliger Dunkelheit auf eigene Faust mit Taschenlampen bewaffnet in den Wald gezogen, der die Höhlen umgibt. Und siehe da: auch hier blinkt Arachnocampus Luminosa fröhlich vor sich hin; überirdisch – und völlig kostenfrei.

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