
Das Tor zur Hölle.
Zuerst kommt der infernalische Gestank. Es folgt ein düsteres Wallen und Blubbern, als hätte der Leibhaftige persönlich zum Eintopf geladen. Nirgendwo ist man dem brodelnden, dampfenden Erdkern näher als in Hell‘s Gate.
Das Gelände 15 Kilometer nordöstlich von Rotorua macht keinen Hehl aus der geothermischen Wut der Region. Wo in der Nähe des Sees noch pittoreske Wassergeysire aus der Erde brachen, stehen hier Schwefel und dampfende Schlammbecken auf dem Programm.
Der freundliche Māori Guide, Mitglied des örtlichen Stammes, klärt geduldig über chemische Prozesse und Zusammensetzungen auf – ohne dabei allerdings die wundervolle metaphysische Ebene zu vernachlässigen. So zeigt das Titelbild eine Darstellung der lokalen maorischen Vulkangottheit (Name entfallen), die am Eingang des Höllentors angebracht ist. Der Sage nach lebt der unzufriedene kleine Gott als ewiger Embryo im Leib seiner Mutter, der Erdgöttin, wo er tritt und trommelt – was sich dann in Erdbeben und Vulkanausbrüchen äußert.

Eine wissenschaftliche Gänsehaut allerdings läuft einem bei diesem unscheinbaren Schlammloch über den Rücken: Angeblich wurde in dieser Suppe das so genannte RNA Experiment erfolgreich durchgeführt. Für uns Laien heißt das: In so einem Kessel aus lebensfeindlichem Material muss sich vor Äonen durch puren Zufall aus verschiedenen Aminosäuren Ribonukleinsäure, kurz RNA, entwickelt haben – die Vorstufe von DNA. Das Leben auf diesem Planeten könnte also einmal aus einem solchen Loch gekrochen sein…
Putzigerweise sind die toten Zonen rund um die Schwefel- und Methan-Pools recht eng begrenzt. Jenseits davon scheint die Natur mit aller Macht ausgleichen zu wollen.
Und auch das natürlich nicht ohne Māori Touch: Im gezeigten Wasserfall beispielsweise durften ausschließlich die Krieger des lokalen Stammes zur Reinigung nach Schlachten baden, um die negative Energie und die bösen Geister abzuwaschen. Sollte entspannt gewesen sein, das Wasser hat angenehme 40 Grad Celsius. Für den Rest des Stammes gibts weiter hinten flache Schwefelwasserbassins.
Was bleibt ist der Besuch einer faszinierenden, stinkenden, brodelnden Mars-Landschaft mit jeder Menge Sagen und wissenschaftlicher Kuriositäten. Und man muss beileibe nicht die letzten 25 Jahre zwischen den Deckeln diverser Fantasy-Schundromane verbracht haben, um zumindest erahnen zu können, welche Dämonen sich aus diesen brodelnden Schlammpfuhlen erheben dürften…
PS: Selbstverständlich können die geneigten Tourist:innen im Anschluss an die Tour noch ein 20minütiges Bad im schwefeligen Schlamm buchen. In einem eigens dafür angelegten Spa. Haben wir gemacht. Bilder erspare ich den geneigten Leser:innen an dieser Stelle.


2 Kommentare
Tobi
Ich dachte ihr wolltet ins Auenland und nicht nach Mordor!?
Chris
Da müssen wir uns hocharbeiten – wir machen die Frodo-Strecke einfach rückwärts und fangen am Schicksalsberg an 😎