Sightseeing,  Städte

AKL #05: Nightmarket.

Reiseführer. Ein Quell stetiger Freude und heißer Insider-Tipps. Vor allem die gedruckten. Nun ja.

Nach dem kleinen Betriebsunfall mit Hoponoff-Bus Nummer eins, den wir in diesem Internetz gefunden hatten, steht der Entschluss fest: Ein anderes Highlight muss her, eine Metropole wie Auckland MUSS doch noch was zu bieten haben, oder?

Also Internet aus, Reiseführer auf und zack, da isses: Aucklands „Nachtmärkte“. Marco Polo schwärmt von „familienfreundlicher, authentischer Atmosphäre“, einem echten Event auch für die Kiwis selbst, die angeblich hier „die exotischen Küchen anderer Länder“ verkosten – was man halt so schreibt, wenn man offenbar nach Zeilen honoriert wird. Nach etwas Recherche stellt sich heraus, dass an verschiedenen Abenden in der Woche in unterschiedlichen Bezirken der Stadt tatsächlich Nachtmärkte abgehalten werden, auf eine private Initiative hin. Am Freitagabend holen wir dementsprechend Sylas, unseren treuen Vierrädrer, aus der Hotelgarage und gurken 20 Kilometer in die südlicheren Viertel Aucklands.

Hier soll direkt „unter dem K-Mart“ ab 17:30 einer der Nachtmärkte stattfinden. Nach kurzer Suche verweist uns ein freundlicher Security-Mann auf das Parkhaus unter dem Gebäude. Und tatsächlich, in der Tiefgarage des Einkaufszentrums erstreckt sich dann der Nachtmarkt:

Dicht an dicht stehen hier reihenweise Tapeziertische, auf denen Menschen alles anbieten, was aus dem letzten Übersee-Container direkt aus China im Hafen angekommen ist: Handyhüllen, Schlüsselanhänger, gefälschte Markenklamotten, gefälschte Luxustaschen, gefälschte Uhren, alles was LEDs hat und IRGENDWIE leuchtet. Eine Reihe weiter summen unzählige winzige Garküchen geschäftig, in der schweren Luft mischt sich Kohlenmonoxid (die andere Seite des Parkhauses ist weiterhin in Betrieb) mit den Aromen von heißem Fett, Churros, Burgern, Pommes und einem Dutzend weiterer gesunder Fitmacher. Dazu ist es voll, sehr voll: Menschen stehen dicht an dicht, diskutieren in hartem Kiwislang über Preise und Qualität, aus mitgebrachten Bluetootboxen schalllert handgemachter Hiphop, Kinder wuseln zwischen den Beinen der Erwachsenen rum – und alle haben irgendwie Wochenendspaß.

Uns lässt das Ganze mit überforderten Synapsen zurück. Und dem Wunsch, den vielreisenden Marco Polo-Autoren ein High Five zu verpassen – mit einem Stuhl. Ins Gesicht. Das hier ist ganz klar eine rein einheimische Flohmarktnummer, lebendes, wirbelndes, atmendes Chaos – und sicher kein Anlaufpunkt für uns Touris. Hätte man so durchaus reinschreiben können, in das dämliche kleine Heftchen.

Eine Erfahrung reicher treten wir nach rund 60 Minuten sensorischem Overload die Heimfahrt an.

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